Wenn unser Glaube lebendig ist, muss er ganz praktische Auswirkungen auf die Art und Weise haben, wie wir der Welt begegnen und unsere Realität wahrnehmen. Auf dem Jahresbild entdecken wir drei unterschiedliche Phasen des Baumes, ohne den Baum zu sehen: als totes Gehölz, als keimender Same und als wachsende Pflanze. Aber bei Menschen der Hoffnung entsteht in der Betrachtung fast automatisch das Bild einer großen majestätischen Eiche im Kopf, zu der dieser Sprössling heranwachsen wird. Denn wenn wir in der Liebe Gottes verwurzelt sind (wie Eph 3,17 sagt) und es auch bleiben, wie es uns die Bildrede des Weinstocks (Joh 15,5-9) nahelegt, dann können wir Dinge erahnen, die für andere noch unsichtbar sind: Da entdecken wir plötzlich im Brummbär des Chores den zukünftigen Kirchenmusiker; aus dem Klassenclown wird später mal ein Priester; aus dem Bequemen, der sich immer die fertigen Hausaufgaben „ausgeborgt“ hat, wird später selbst als ständiger Diakon ein Dienender; und die Unzufriedene, die sich immer über die Lehrer/innen beklagt hat, wird einst selbst als Religionslehrerin Kinder unterrichten. Gott sieht diese Menschen und hat schon das Bild vor Augen, wozu sie einmal werden. Bleiben wir in seiner Liebe verwurzelt, schenkt er uns Anteil an diesem göttlichen Blick.